Eigentlich war für 2022 gar keine größerer Triathlon geplant. Im Fokus stand definitiv Rad am Ring.
2020 fiel der Triathlon aus. Dass ich am Ersatztermin 2021 im Urlaub sein werde war da auch schon bekannt. Daher hatte ich ihn gleich auf 2022 schieben lassen.
Und ihn dann schlicht vergessen.
Vergessen, bis auf einmal die Anmeldebestätigungsmail für 2022 kam.
Nun ja jetzt war ich angemeldet, also mache ihn ihn auch. Nur 2 Wochen nach Rad am Ring. Das liegt gar nicht ideal.
Trotzdem kam irgendwann die fixe Idee, den könnte ich, wenn alles richtig gut läuft in Sub 5 schaffen. Kern der Idee war, dass ich es bis dahin schaffe die 20 km in unter 2 Stunden zu laufen. Ein guter Schwimmsplitt wie in Erkner und ein normaler Radsplitt, auf der mit 80 km kurzen Radstrecke, sollten in der Kombination reichen. Völlig ausgeblendet hatte ich dabei, wieviel schneller ich bei einem Solohalbmarathon sein müsste um die Zeit auch noch in einer Mitteldistanz laufen zu können
Nach bestem Wissen und Gewissen versuchte ich mich neben der Marathon Vorbereitung und der Vorbereitung auf das 24 Std Radrennen auch noch auf die Mitteldistanz vorzubereiten.
Es ging dann mit der extrem ausführlichen Wettkampfbesprechung am Samstag los. Es war nicht wirklich was neues dabei. Das was neu war, war in der Praxis doch wie immer. Man sollte die Transponder erst beim verlassen der Wechselzone bekommen. Ich hatte meinen Transponder schon in die Hand gedrückt bekommen, bevor ich mich richtig zum einchecken angestellt hatte. Das lief Klasse alles Klasse und reibungslos.
Es ist immer wieder toll zu sehen, wieviel Aufwand Annette Gasper mit ihrem Team in die Wettkampfbesprechung steckt. Gerade für Einsteiger und die, die das erste mal „Beuteln“ macht sie das richtig gut und es ist eine große Hilfe.
Sonntag morgen ging es dann in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett und zum Langener Waldsee.
Um 5:30 kam dann schon die schon fast erwartete/ befürchtete erste Hiobsbotschaft.
25,2 Grad Wassertemperatur -> Neoverbot. Damit war aber zumindest klar, Sub 5 wird auf ein anderes mal verschoben.
Erstmal einschwimmen und dann war frieren angesagt.
Das Wasser war fast 10 Grad wärmer als die Luft mit 15/16 Grad.
Bis ich dann beim Rolling Start endlich im Wasser war verging noch einige Zeit. Es bedeutete zwar länger frieren, aber es ist einfach viel entspannter zu schwimmen, als beim Massenstart.
Insgesamt fühlte sich das Schwimmen besser an, als es tatsächlich war. Es war selbst unter Berücksichtigung des Neoverbotes kein besonders schneller Split. Gerade das Schwimmen und vor allem die langen Ausdauereinheiten sind vielfach der Rad am Ring Vorbereitung zum Opfer gefallen.
Der Wechsel war ganz ok und mit dem Radsplitt war ich sehr zufrieden. Das Pacing und die geplanten Wattwerte gingen richtig und ich ich war flott dabei. Obwohl ich in der Vorbereitung extrem wenig in Aero gefahren bin, klappte das auch sehr gut. Gerade zum Ende merkte ich aber auch, dass ich die Leistung im Flachen nicht „eingeschliffen hatte“. Da ist beim nächsten mal durchaus Luft nach oben.
Lange Zeit fuhren die 317 und ich im Doppelpack und gaben uns im erlaubten Rahmen gegenseitig Windschatten. Das war richtig Klasse. Vielen Dank an dieser Stelle.
Eine kleine Anekdote am Rande. Meine Tochter (fast 20) fragte meine Frau:“Papa will doch nicht ernsthaft versuchen die 80 km in rund 2 Stunden zu fahren“. Ich hätte gerne das Gesicht von ihr gesehen, als Ulrike ihr sagte: „Doch“.
Ich merkte auf dem Rad bereits, dass die Entscheidung nur das Trinksystem gefüllt mit ISO und eine kleine Flasche mit Wasser auf die Radstrecke zu nehmen ein Fehler war. Gefühlt hatte ich immer statt Iso Flaschen mit Wasser und einem Tropfen Geschmack bekommen. Rächen sollte es sich viel später.
Auf der Strecke kurz vor der Teilung Runde oder Wechselzone war ein paar große Unebenheiten. In meiner Letzten Runde erwischte ich eine und mein Lenker sackte vorne weg. Ein fahren in Aeroposition war so nicht mehr möglich. Glücklicherweise war der Weg bis zur Wechselzone 2 danach nicht mehr weit.
Der 2. Wechsel lief ohne Besonderheiten und so ging es auf die Laufstrecke.
Das Anlaufen fühlte sich irgendwie schon komisch an. Die Kontrollblicke auf die Uhr sagten ich bin richtig vom Tempo. 6:05 war für mich schon ok. Tatsächlich war der erste km mit 5:22 viel zu schnell. An der ersten Verpflegungsstation der Laufstrecke merkte ich schon, das ich Probleme bekomme mit der Aufnahme. Es gingen nur kleine Schlucke Iso und Wasser auch nicht viel besser.
Insgesamt lief die erste Runde noch ganz gut. In Runde 2 war es dann soweit, mein gehasster, aber scheinbar obligatorischer Toilettengang war nicht mehr vermeidbar. Bis km 9 war die Welt ansonsten noch einigermaßen in Ordnung. Bei km 10 sah mir meine Tochter bereits an, dass nicht mehr alles in Ordnung war.
In Runde 3 ging dann der Wandertag los.
Der Frust stieg.
Die Probleme mit der Ernährung auch.
Ich bekam selbst Wasser pur kaum noch in den Körper. Dazu machte sich meine schwabbelnde Haut trotz engem Tri-Anzug an den Rippen schmerzhaft bemerkbar.
Erstaunlicherweise kam das Thema DNF nicht wirklich in meiner Gedankenwelt vor.
Viel innerliches Fluchen, viel überlegen wie ich die Schmerzen reduzieren kann, wie ich dennoch einigermaßen schnell sein kann und wie ich das zu Ende bringen kann ohne die letzten 10 km komplett zu gehen.
Aus dem Modus 1 km Laufen und 100 m gehen wurde gefühlt 100 m Laufen 1 km gehen.
Auf der Schrittfrequenzgrafik kann man das ganz gut sehen.
In der letzten Runde versuchte ich es dann mit Cola. Erstaunlicherweise war das, das einzige was einigermaßen Problemlos noch ging
Hilfreich auf der Laufstrecke war vor allem die Motivation von Dorit, Diddi und Stefan von der Eintracht und meiner Familie. Sonst wären noch viel mehr rote Punkte in der Grafik.
Erstaunlicherweise brauchte ich trotzdem nur 2:16 h für die 20 km. In Erkner bei meiner letzten Mitteldistanz (auch 20 km Laufstrecke) war es 2:23 h. Durch das viele gehen hatte ich eine ganz andere Wahrnehmung.
Das Bild im Ziel zeigt ganz gut wie ich mich im Ziel gefühlt hatte.
Unter dem Umständen und mit den Fehlentscheidungen war es doch das maximale was machbar war.
Mit 5:28:27 h kam trotz des Wandertages und unter Berücksichtigung der kurzen Radstrecke eine für mich recht gute Zeit zustande.
Alles in allem bin ich Zufrieden, auch wenn ich nicht so schnell war, wie gehofft und vor allem Stolz darauf, dass DNF keine Option war.
Ich freue mich schon auf die nächste Mitteldistanz. Vielleicht dann wieder mit dem Ziel Sub 5 in Frankfurt.
Meine Erkenntnisse aus dem Rennen:
- Plane besser das Laufpacing
- Kontrolliere den ersten Km häufiger das Pacing
- Sei auf dem Rad und beim Laufen unabhängig von der Veranstalterverpflegung, bis auf Wasser. Was für eine brandneue Erkenntnis, *ironie-modus aus
- Die Kompression vom Tri-Anzug reicht fürs Laufen nicht aus.
- Wenn nichts mehr rein will, probiere Cola