Virtuell von Dänemark in die Schweiz.
Die 5. und letzte Etappe ist vorbei.
Erstmal vielen Dank an Sven Rohkamp, der sich bereit erklärte mich zu begleiten.
Etappe 1
Am Dienstagmorgen ging es nun mit etwas Verspätung los. Dies sollte allerdings nur die erste von mehreren Verspätungen sein.
Nach rund 3 km machte es „knack“ bei Sven. Leider ist ihm mal wieder eine Speiche am Hinterrad gebrochen. Das ist doppelt ärgerlich, da es nun nicht die erste gebrochene Speiche an seinem fast neunen Rennrad war.
Wir, und insbesondere Sven, sind leicht genervt nach Hause zu mir zurückgefahren um mein Gravel/Alltagsrad für ihn fertig zu machen und ihm die Straßenreifen aufzuziehen. Leider konnten wir seinen Sattel nicht auf meinem Rad montieren – das erste ungünstige Vorzeichen für Sven und seine weitere Fahrt.
Mit fast 2 Stunden Verspätung ging es erstmal in Richtung Main. Mittlerweile hatte es dann auch angefangen zu regnen und der Wind war wie angekündigt ziemlich stark. So sind wir dann über Hanau, Offenbach, Frankfurt und weitere Städte bis zum Rhein gefahren. In Wiesbaden wurde aus dem Dauerregen ein richtiger Starkregen. Da ich an meinem Rennrad keine Schutzbleche hatte, konnte Sven durch das aufgeschleuderte Wasser vom Windschatten leider nur wenig profitieren.
Den Rhein sind wir ein Stück flussabwärts gefahren. In Rüdesheim haben wir mit der Fähre übergesetzt. Aus dem dauerndem Gegenwind, der kombiniert mit Regen ordentlich an der Motivation genagt hatte, wurde jetzt zum Rückenwind und gab uns physisch und psychisch Vortrieb.
Den nächsten ordentlichen Dämpfer gab es dann nach 143 km. „Pffft“, war das Geräusch, welches für Sven den nächsten Pechmoment ankündigen sollte. In einer Pfütze traf er auf eine harte Kannte, welche dafür sorgte, dass er Luft aus dem Vorderrad verlor. Die gewonnene Stimmung sank dementsprechend wieder. Gegen 20:15 Uhr sind wir völlig durchnässt zuhause angekommen.
Erkenntnis des Tages:
Wenn das Wasser lange genug in den Schuhen steht, wird es durch die Füße erwärmt und man friert nicht mehr so!
Etappe 2
Bevor wir in die 2. Etappe starten konnten, stand erstmal Ketten ölen und Fahrräder grob säubern auf dem Programm.
Durch das Fahren im Regen sahen die Räder aus wie sau. Das Vorderrad von Sven lief nach dem gestrigen Reifenwechsel nicht mehr ganz rund, weshalb wir erstmal noch den Mantel richten mussten.
Sven merkte auch schon gleich zu Anfang, den ziemlich ungewohnten Sattel. Bei mir war alles in Ordnung, nur der Nacken war noch etwas verspannt.
Es ging erstmal nach Groß Auheim, weiter nach Rodenbach und von dort aus in Richtung Aschaffenburg. Natürlich wieder mit Regen, viel Wind und Kälte. Nach 24 km am Schloss Emmerichshofen hörte man das altbekannte, „Pffft“, bei Sven. Diesmal war es das Hinterrad.
Also wieder ein Schlauchwechsel – wir sollten das ja auch schließlich nicht verlieren! Dummerweise löste sich das Ventil beim Abschrauben der Luftpumpe. Leider hatten wir aber keinen Ventilschlüssel dabei und konnten so das Ventil nur bedingt fest zudrehen. Danach ging es weiter bis zum Schloss Aschaffenburg. Dort machten wir ein paar Fotos und als es wieder losging, macht es bei Sven wieder „Pffffft“ – wieder das Hinterrad. Da es auch mit seinem Gesäß nicht wirklich besser wurde, entschied er sich, die Fahrt hier zu beenden und ließ sich von meiner Frau abholen.
Für mich ging es dann alleine weiter. Über Aschaffenburg ging es weiter in den Odenwald um die ersten Anstiege zu absolvieren. Diese liefen ziemlich gut. Das Wetter sollte sich aber den Rest der Etappe nicht mehr wirklich verbessern und es blieb bei einem nahezu dauerregenartigen Niederschlag und kaltem Wind. Punkt 19 Uhr war ich zuhause.
Es gab noch ein leckeres, gemeinsames Abendessen, bevor Sven ich Sven auf den Weg nach Niedersachsen verabschiedete.
Etappe 3
Wieder auf der Tagesordnung ganz oben: Kette ölen und vor allem Rad entsanden!
Mir ging es recht gut; Nacken, Arme und Hände fühlten sich alle noch ziemlich fit an. Das Gesäß meldete sich aber schon beim auf das Rad steigen. Nach ein paar Metern war es aber wieder gut,
Der Morgen machte Hoffnung, die Straßen waren zwar nass, aber es regnete immerhin nicht.
Das Ziel dieser Etappe war der Spessart. Ohne Regen, aber trotzdem noch Kalt, ging es über Seligenstadt und Aschaffenburg in Richtung Lohr. Der Tag sollte die meisten Höhenmeter für mich bereithalten und damit ziemlich knackig werden. Kurz nach Aschaffenburg ging es auch schon mit dem ersten Anstieg los. Dieser war auch nicht ganz ohne mit rund 250 Höhenmetern. So ging es dann auch weiter. Von Lohr aus gleich in den nächsten kürzeren Anstieg über eine nicht zu steile aber dafür lange und breite Abfahrt. Die Kurven waren schön übersichtlich. Die 12 km lange Abfahrt mit 350 Höhenmeter an einem Stück, konnte ich sehr genießen.
Über Lohr ging es dann nach Karlsstadt und von da wieder zurück nach Lohr. Bei 100 km machte ich dann eine größere Pause. Gut gestärkt ging es daraufhin weiter – dachte ich zumindest. Nach wenigen Kilometern war ich aber völlig „matschig“ im Kopf, obwohl die Beine noch gut zu funktionieren schienen. Ich legte aber sicherheitshalber bald eine zusätzliche kleine Pause eine. Nach einer Tafel Dextro (Traubenzucker) war ich recht zügig auch wieder fit im Kopf.
Ich freute mich darüber und war frohen Mutes für die restliche Etappe.
Für 3 km.
Ich hatte ja mittlerweile schon fast Entzugserscheinungen. Schließlich gab es den ganzen Vormittag keinen Regen.
Dieser kam dann allerdings in Form von Platzregen auf die Erde. Dazu gesellte sich ein eisiger Wind und es wurde kalt. Da wir Westwind hatten, hieß es jetzt für den Rest der Etappe: Gegenwind, Anstiege oder Anstiege mit Gegenwind. Gute Aussichten sehen anders aus. ;-).
Trotzdem brachte ich die Etappe noch einigermaßen gut über die Bühne.
Etappe 4.
Nach dem morgendlichen Rad entsanden und Kette ölen, welches man mittlerweile fast schon als Ritual sehen konnte, ging es dann wieder los.
Die 4. Etappe, so hoffte ich, ist etwas entspannender. Deutlich weniger Höhenmeter als am Vortag sollten das, der Planung nach, ermöglichen. Nach einer flotten, aber ebenen Passage über Dietzenbach und Dreieich, ging es dann über Heusenstamm und Hanau in die Wetterau.
Das Wetter war das erste Mal so richtig radfahrtauglich. Kein Regen, trockene Straßen, wenig Wind und genug Sonnenschein, um mir gleich an den Beinen einen Sonnenbrand einzufangen.
So entspannt wie erhofft, wurde die Etappe aber nun doch nicht. In der Wetterau gab es neben den eigentlichen Anstiegen, viele l kleine “Anstiegchen“: Passagen mit 100-300 Meter mit 8-15 % Steigung, die sehr viel Kraft gekostet haben. Gerade dabei meldete sich langsam mein Gesäß immer Stärker. Dazu musste ich dann auch noch feststellen, dass beide Cleats gebrochen sind und ich bis zum nächsten Tag keine neuen mehr bekommen würde.
Ab Freigericht bekam ich nochmal richtig Rückenwind und die letzte Passage lief ziemlich gut.
Etappe 5
Die 5. und letzte Etappe war die härteste von allen; in allen Belangen.
Mein Gesäß wollte sich definitiv nicht mehr auf ein Fahrrad setzen! Ansonsten ging es mir nach wie vor ganz gut.
Bei schönem Wetter ging es über Hanau in Richtung Oberursel los. Dort begann dann der längste und höchste Anstieg der gesamten Tour. Insgesamt 16 km und 670 Höhenmeter hinauf auf den Feldberg. Die Passage war mir nicht unbekannt, denn ich kannte sie bereits von anderen Touren. Auch wenn ich eigentlich kein Bergfahrer bin, finde ich den Anstieg zum Feldberg eigentlich ganz gut. Doch dieses Mal war es ein Fiasko. Von der Fitness wäre es gegangen, aber die Belastung auf dem Gesäß war so heftig, dass ich mich mühsam hochkämpfte. Normalerweise gehe ich nicht gerne aus dem Sattel, aber hier war ich an eine Grenze gekommen, die mich dazu zwang, alle 300m für 100m aus dem Sattel zu gehen. Mit einigen Pausen, habe ich es aber trotzdem bis zum Gipfel geschafft.
Die Abfahrt und der Weg über Königsstein zurück nach Oberursel ging wieder einigermaßen. Vor dort aus ging es über ein paar kleinere Anstiege nach Bad Nauheim und dann Weiter nach Windecken zu „Eisbegehrt“. Die Eispause dort war natürlich Pflicht.
Ich schleppte mich auf dem Rad voran, bis 50 km vor dem Ziel der letzte Anstieg kam. Mitte des Anstieges musste ich erstmal eine Pause. Ich war noch nie so kurz davor abzubrechen, wie in dieser Pause. Dank dem guten Zureden von Sven via Whats App und ein paar kurzkettiger Kohlenhydraten, machte ich mich dann doch noch auf den Weg. Wie ich dann den Anstieg erreicht habe, weiß ich gar nicht mehr, Darauf folgte zum Glück eine ausgiebige Abfahrt und danach lief es dann wieder etwas besser.
Es reichte aus, um gegen 20:40 Uhr wieder zuhause anzukommen. Ich war völlig platt aber Happy, es doch noch geschafft zu haben.
So richtig realisiert habe das aber erst Sonntag.
hier noch ein Relive Video:
Geiler Typ !!!