zumindest der Versuch.
24 Stunden Nürburgring Nordschleife, oder 24 Stunden Grüne Hölle.
24 Stunden Non Stop auf dem Rad ? Nein natürlich nicht. Ich bin ja nicht verrückt, auch wann das nicht alle so sehen 😉 .
Die Idee vom Solo fahren kam mir beim ersten Mal Rad am Ring im Jahr 2019. Mir wurde bewusst, dass ich ja nicht 24 Stunden auf dem Rad sitzen muss, sondern mir das Rennen so einteilen kann, wie ich das möchte. Also mit Pausen, mit Schlafen. Also alles wie im Team, nur von keinem als von einem selbst abhängig.
Das soll nicht heißen Staffel ist nicht toll. Staffel ist Klasse, aber ein ganz anderes Rennen. Als Teilnehmer einer 4 Staffel sind 4-6 Sprintrennen mit Regeneration zwischendurch. Als Solofahrer ist es eine quasi Non Stop Belastung.
Das Thema Pacing Renneinteilung war fast bis zum Start nicht völlig klar. Mir fehlte die genaue Vorstellung über die Leistungsfähigkeit am Ring. Ich hatte zwar Daten von 2019 aber als Staffel. Seit dem bin ich 10 kilo leichter. Meine Feldbergzeit von 8 Wochen vor dem Rennen bei Eschborn Frankfurt 2019 war 20 Minuten Langsamer als meine Feldbergzeit von 8 Wochen vor dem Rennen bei Eschborn Frankfurt 2022.
Irgendwann ende letzten Jahres kam die Idee 400 km sollen das Ziel sein. Besser 450. Ich habe gerechnet und recherchiert usw.
Ja das könnte möglich werden.
In der Woche vorher war ich schon mächtig aufgeregt. Naja es sollte ja auch der Saisonhöhepunkt werden.
Die letzten Tage wurden zu einer Belastungsprobe für meine Familie. Angeblich soll ich „etwas“ unausstehlich gewesen sein. Das kann ich mir Gaaaar nicht vorstellen.
Am Freitag ging es dann nun endlich los. Ich hatte die Woche schon angefangen Dinge für das Wochenende zurechtzulegen, so dass Freitag Vormittag quasi alles parat war.
Eine kleine Vorbelastung auf dem Rad und gleichzeitiger Check stand noch auf dem Programm. Danach um 10 Uhr ging es los, erstmal den gemieteten Wohnwagen holen und alles beladen. Noch etwas auf meine Tochter warten, bis sie von der Arbeit kommt und uns zu verabschieden und ihr für Ihre Führerscheinprüfung am nächsten Tag viel Erfolg zu wünschen.
Um 14:00 hing es dann endlich los.
Das erste mal mit einem Wohnwagen war schon etwas speziell, obwohl ich schon häufig große und kleine Hänger gezogen hatte. Ich hatte ein paar mal ordentlich mit Schlingern zu kämpfen.
Am Ring angekommen gegen 17:20 Uhr ging alles super. Gut ausgeschildert ging es dann ohne Probleme zu meiner Parzelle und wir haben den Wohnwagen dort eingerichtet. Es waren schon irre viele Leute dort. Erstmal ins Teilnehmercenter Startunterlagen und Teilnehmerbeutel abholen.
Alles lief klasse und ohne nennenswerte Wartezeiten. Erstmal einen Blick in die Expo werfen und sich einen Überblick verschaffen.
Wir haben dann endlich das erste mal Timo persönlich getroffen. Er wohnt nur 10 km entfernt Um sich zu treffen muss man aber erst 200 km fahren. Die Welt ist manchmal echt verrückt. Ganz besonders hatte ich mich auf das Wiedersehen mit Bretti gefreut, einem ehemaligen Arbeitskollegen aus Vivento Zeiten. Wir haben eine ganz Weile nett geplauscht, bis ihn das „Teammeeting“ rief.
Den Abend genoss ich bei einem Spaziergang mit meiner Frau über die nächtliche Grand Prix Strecke. Überall war Action und Party.
Samstagmorgen ging es dann erstmal wieder über die Expo und dann in den Nürburgring Paddock Shop etwas shoppen.
Langsam stieg bei mir dann die Nervosität.
Nochmal alles durchgehen. Sachen für die Nacht zum Wechseln zurecht legen, Flaschen füllen, Radcheck machen usw..
Noch umziehen und es ging los in die Startaufstellung.
Das war schon etwas emotional. Es ging jetzt endlich los und die Stimmung im Startblock war echt klasse. Ich hatte mir vorgenommen es ganz locker angehen zu lassen und die schnelleren 4er und 8er Staffelfahrer erstmal vorne wegfahren zu lassen. Das klappte auch ganz gut. Es war aber fast die ganze Runde ein ziemlicher Pulk mit in sich ständig wechselnden Tempi.
Erschrocken war ich darüber, an wie vielen Fahrern ich mit Defekt schon in der ersten Runde vorbei gefahren bin.
Runde 1 und 2 liefen gut und ich hatte das Gefühl einigermaßen die Leistung im griff zu haben. Allerding merkte ich schnell, das es mir nicht möglich ist mit max 220 Watt die Hohe Acht oder am Breidscheid zum Bergwerk (beider über 10 % Steigung) hochzufahren. Ich hatte etwas Sorge, dass sich das später rächen wird. Die erste Pause fiel auch Kürzer aus als geplant.
Runde 3 und 4 liefen auch sehr gut. Ich war in Summe schneller als geplant, hatte aber nicht das Gefühl, dass ich über meine geplante Leistung ging, wo es nicht unvermeidbar war. Sonst war ich eher etwas defensiv.
In Runde 5 merkte ich so ganz langsam, dass ich wohl nicht defensiv genug war. Es steckten da bereits über 100 km und über 2100 Höhenmeter in den Beinen.
In Runde 6 zog langsam die Dämmerung auf und in 8 ging es nur noch mit Beleuchtung.
Dadurch wurden die Rundenzeiten nochmals Langsamer, weil ich mich z.B. in der Fuchsröhre nicht mehr traute mit 75 bis 85 km/h durchzufahren
Bis Runde 8 wurde es auch sonst stetig deutlich schlechter. Nach Runde 8 entscheid ich meine 2 Std Schlafpause 2 Runden vorzuziehen und mich erstmal wieder zu erholen. Mein Runden Ziel sah ich zu dem Zeitpunkt auch noch als sehr realistisch an.
Die knapp 2 Stunden Schlaf taten mir ganz gut. Zwischenzeitlich war es deutlich kälter geworden.
Runde 9 Lief ganz gut aber es war trotz wärmerer Kleidung noch zu kalt. Als wurde nach der Runde ein Stopp eingelegt um noch eine Lage warme Kleidung darüber zu ziehen.
Runde 10 und 11 signalisierten mir das es mit den 16 Runden mindestens sehr knapp werden wird.
Vor allem das letzte Stück der Hohen Acht ist zu meinem Scharfrichter geworden
In Runde 12 fiel dann nach der Hohen Acht die Entscheidung Runde 13 wird die letzte. In den letzten 3 Runden habe ich entweder das letzte Stück geschoben, oder war mit so exorbitant niedriger TF (teilweise sitzend unter 30) unterwegs, so das ich eine Schädigung meiner empfindlichen Knie fürchtete.
Runde 13 war dann klar die Abschlussrunde und ich genoss es nochmal. Es war mittlerweile wieder angenehm von den Temperaturen und ich hatte richtig Bock weiterzufahren.
Die Vernunft siegte und und so endete mein erstes 24 Stunden Solo Renen bereits nach 20:16 H
Fazit:
Neue persönliche Bestleistungen bei der Höchstgeschwindigkeit mit 84,1 km/h, der weitesten Distanz mit 334 km und die meisten Höhenmeter mit 6912 m.
Das 400 km Strecken Ziel habe ich mir für das nächste mal aufgespart 😉 .
Es war toll.
Es hat viel Spaß gemacht.
Rad am Ring ist eine tolle Veranstaltung.
Die Strecke ist der Hammer -> Hammer-Hart, Hammer-Anstrengend, Hammer-Anspruchsvoll und Hammer-Toll,
Für das nächste mal steht definitiv kein Marathon während der Vorbereitung auf dem Program, dafür 1-2 Radmarathons mehr.
Da habe ich dann noch mehr Zeit die Trainingtipps von Christoph Strasser bezüglich Laktattolleranz und Steigerung der maximalen Sauerstoffaufnahme umzusetzen. Hierfür hier nochmal Danke.
Wenn ihr es auch mal probieren wollt, hier meine Packliste
Faustformel, alles was nicht für die Nacht ist (Kälte) an Kleidung sollte mehrfach mitgenommen werden. Lieber ein Teil zu viel, als unnötig lang in kalten nassen Klamotten fahren zu müssen.
Mitnehmen
- Fahrradteile
- Putzlappen
- Bremsenreiniger
- Ersatzdecke
- Ersatzschläuche
- Werkzeug
- Dichtmilch
- Fahrradlicht vorne und hinten
- Powerbank mit Kabel (Für Handy und Radcomputer)
- Steckschutzblech
- Luftpumpe
- Montageständer
- Radständer
- Radwerkzeugkiste
- Fahrradkleidung
- Radjacke Dick Langarm
- Radtrikot (mehrere)
- Radhose kurz (mehrere)
- Radhose lang
- Rad-Regenjacke
- Rad-Windweste
- Radsocken mehrere
- Radschuhe (mehrere)
- Radschuhe Regen Überzieher
- Radhandschuhe lang
- Radhandschuche kurz
- Armlinge ( mehrere)
- Beinlinge
- Radmütze /Beenie / Schlauchschall für den Kopf
- Wettkampfernährung
- Iso
- Gels
- 2 Große +2 kleine Flaschen
- Nach dem Rennen
- Proteinpulver/ Milch/ Shaker, oder
- Proteinrigel