Aquabike WM Almere 2021,

oder einfach nur Mega Happy.


Es ist geschafft. Ein ganz großer Höhepunkt meiner sportlichen Karriere ist geschafft.

Ein Höhepunkt mit einem langen Weg, auch durch Corona voll mit Hindernissen. Ein kleiner Rückblick:

Nach der Mitteldistanz in Almere 2019 hatte ich mich entschieden 2020 diese dort wieder zu starten.
Dummerweise wurde diese Distanz nicht angeboten, wegen der Triathlon Langdistanz WM.
Etwas traurig stöberte ich noch über die Seite und stellte voller Freude fest, dass es dafür Aquabike geben soll. Juchuu, dachte ich endlich mal eine Möglichkeit für einen Aquabike Wettkampf.
Also geschaut, wo kann ich mich dafür anmelden.

Gar nicht. 🙁

Man wird von Nationalverband angemeldet. Mir schwante schon nicht gutes.
Ja man kann sich nicht einfach anmelden, sondern muss für die Altersklassen (AK) Nationalmannschaft benannt werden.
Ich habe herausgefunden wie es geht und dass ich mich mit meinen Mitteldistanz Triathlon Ergebnis aus Almere und mit meinen OD-Ergebnissen bewerben kann.

Nachdem die Entscheidung gefallen war, dass ich da starten möchte, sollte es ganz langsam mit der Vorbereitung im Oktober losgehen.
Der erste Rückschlag folgte sofort mit dem Unfall, bei dem ich vom Auto übersehen und umgefahren wurde. 4 Monate war ich Krankgeschrieben und in Reha. Im Februar ging die Vorbereitung mit Holger Reims Hilfe als Trainer endlich los.
Im März kam dann Corona. Kein Schwimmtraining mehr, aber immer der feste glaube an die WM. Im Juni wieder eine Zwangspause, nach einem Trainingsunfall mit dem Rad. Kurz darauf kam die Absage der WM und Verschiebung auf 2021.
Da ich gut im Training war wechselte ich auf die Erkner Mitteldistanz 2020 als Saisonziel um danach erneut die Vorbereitung auf die WM in angriff zu nehmen.

Die Mitteldistanz in Erkner lief ziemlich gut. 3 Tage später ging es ins Krankenhaus um 1 Nierenstein zu entfernen. Aus 1 Operation wurden 4.
Aufgrund einer eingesetzten Schienen war ein normales Training wieder für 5 Monate nicht möglich.

Nach der ersten OP sagte mir Holger, dass er aufgrund neuer Aufgaben mich nicht weiter trainieren kann.
Also hieß es einen neuen Trainier suchen. In Claudia Hille, bei der ich schon Schwimmtraining machte, wurde ich schnell fündig.
Mitte Februar konnte ich dann endlich richtig in die Vorbereitung einsteigen. Schwimmen war durch den Lockdown noch nicht möglich.

Die restliche Vorbereitung verlief dann ohne gravierende Vorkommnisse.

Die letzten Tage vor der WM wurde ich etwas unruhig und verbrachte viel Zeit damit, wann manche ich was , wie ist das Pacing, wie die Ernährung usw..

Die Anreise verlief ohne Probleme. In Almere angekommen, war ein noch Radcheck geplant, dummerweise regnete es. Nach etwas zögern entschied ich mich aber dennoch dazu.

Als ich wieder am Auto bei Ulrike (meine Frau) war, trafen wir uns mit Sylvia, einer Bekannten die auch die Aquabike WM mit fuhr. Pünktlich erledigten wir die Registration und machten noch eine kleine Schwimmeinheit, bevor wir die Räder zum Rad-Checkin holten. Auch der Checkin verlief ohne besondere Vorkommnisse. Wir schauten uns nach die Laufwege and und bezogen dann unser Hotel. Das Auto parkte noch am vorgesehenen Parkplatz ca. 600 m vom Hotel

Ich hatte zwar alles gut geplant, aber irgendwie gilt die Weisheit:

Planung ist das ersetzen von Zufall durch Irrtum

von unbekannt

Nach dem Essen dann aufs Zimmer und Sachen zusammenlegen. Wo ist der Rennanzug, den hatte ich doch beim Check In vorzeigen müssen.
Im Auto.
Ich also nochmal zum Auto gelaufen und ihn geholt.
Dann aber Sachen gepackt und ins Bett.

Die Nacht habe ich ziemlich unruhig geschlafen. 20 Minuten bevor der Wecker Klingelt bin ich aufgestanden. Da fiel mir auf, dass ich den Brustgurt nicht bereit gelegt hatte.
Ach ja, der liegt ja noch im Auto 🙁 .
Dann erstmal die Startnummern-Tattoos gemacht. Dabei fiel mir eines ins Wasser und ich konnte es entsorgen.
Wo habe ich eigentlich den Radcomputer hingetan? Den wollte ich doch mit ins Hotel nehmen. Er war nicht zu finden. Vielleicht doch im Auto gelassen oder in den Transition Beutel?

Erstmal 2 Milchbrötchen mit Honig gegessen und der Kaffee war auch endlich fertig.
Es ließ mir aber keine Ruhe. Ich bin also nochmal zum Auto gegangen und habe den Brustgurt geholt. Der Radcomputer war nicht im Auto. Wo ich doch schon so dicht am Gelände war, bin gleich noch zum Infopunkt und habe das mit dem Startnummern-Tattoo geklärt.

Zurück ins Hotel Tasche fertig gepackt, etwas gegessen und getrunken und dann haben wir uns auch schon wieder mit Sylvia getroffen.

Am Gelände angekommen fragte Ulrike mich wie lange ich wohl brauchen würde. ich sagte ihr, wenn alles richtig Top läuft bin ich bei 7:00 h / 7:15h sonst eher bei 7:30.

Das Ziel war ja klar formuliert:

  1. Spaß haben
  2. ankommen
  3. ankommen
  4. ankommen
  5. ankommen
  6. ankommen
  7. nicht letzter werden Gesamt
  8. nicht letzter werden Gesamt
  9. nicht letzter werden Gesamt
  10. Nicht letzter in meiner AK

unrealistisches Traumziel: unter 7 Std.

Wie wichtig diese klare Festlegung realistischer Zeile später noch werden sollte, hatte ich bei der Festlegung 2 Wochen vorher nicht geahnt.

Ich ging danach in die Wechselzone um zu schauen, ob da der Radcomputer war.
Da war er auch nicht.
Jetzt wurde ich langsam sehr unruhig.
Ulrike angerufen, sie gebeten nochmal alle Taschen und das Auto zu durchsuchen.
Sie hatte ihn in der Reisetasche mit ihren Sachen gefunden. 2 Minuten vor schließen des Bike Bereiches in der Wechselzone noch schnell den Radcomputer angebracht und dann ab in den Neo.

Es waren 14 Grad draußen und die Wassertemperatur war19/20 Grad. Die Stunde draußen gewartet, bis es dann endlich auch für die Aquabiker los ging.

Der Start ging ganz gut. Ich hatte schnell Schwimmer gefunden, bei denen ich im Wasserschatten schwimmen konnte. Die erste Runde mit 1,9 km lief auch sehr gut. Durch den aufkommenden Wind fühlte sich die Stirn langsam an, als würden sich Eiszapfen dort bilden. Augen zu und weiter, war da die Devise. Ansonsten fühlte ich mich sehr gut. Die Pace war flott. Nach rund 3 km fing dann mein Magen an verrückt zu spielen. Das hatte ich im Wasser noch nie. Mir ist richtig übel geworden und es wurde schlimmer statt besser. Am liebsten hätte ich mich übergeben.
Das war auch die einzige Phase wo das Thema eines DNF (aufgeben) überhaupt in meinem Kopf geisterte, dafür aber sehr intensiv.
Die letzten 500 m schleppte ich mich dann irgendwie zum Ausstieg, wo man mich auch gleich fragte, ob ich einen Arzt brauche. Ich sah wohl so aus, wie ich mich fühlte

Langsam ging ich zur Wechselzone. Dort ließ ich mir Zeit, trocknete mich ab und machte einen gefühlt sehr entspannten und ewig langen Wechsel. Auch wenn er viel Zeit gekostet hatte, war es richtig. Als ich aus Zelt kam fühlte ich mich viel besser.
Ruhigen aber schnellen Schrittes ging ich zum Rad.
Vor mir ging ein englischer Aquabiker. Das hatte sofort wieder den Kampfmodus aktiviert. Die Schritte wurden noch schneller und am Radaufstieg war ich vor ihm. Also schon mal nicht letzter der Männer, wenn er hinter mir bleibt.

Die erste Runde lief schon richtig gut. Mein Radcomputer vermeldete alle 5 km neue 5 km Durchschnittspaces. 40,8 km/h, 41,5 km/h, 42,3km/h. So ging es auf dem Deich richtig vorwärts.
Einige die mich bei Schwimmen überholt haben, überholte ich jetzt wieder.
Zum Ende, beim Gegenwind, sank zwar das Tempo der 1 Runde deutlich. Am Ende der Runde deutete sich an, dass es ein richtig, richtig guter Rad-Split werden könnte, zumal für die zweite Runde eine höhere Leistung mit Claudia, abgesprochen war. Für die erste Watt-Erhöhung bei km 90 fehlte mir zwar der Mut, beziehungsweise es fühlte sich noch nicht richtig an. Es ging dann los, dass ich auch di ersten Aquabiker überholte, die in jüngeren AK waren, was nochmal ordentlich Motivation gab. Bei km 130 zog ich diese nach nach und bei 135 auf die geplante nächste Steigerung. so um km 150 überholte ich Marcus Leinweber (GER). Ich hatte vorher die Deutsche Mitfahrer in meiner AK als nicht schlagbar eingestuft. Auf einer leichten kurzen Anstieg ging ich aber flott an ihm vorbei. Bei km 170 hieß es dann, alles was noch geht.

Auf den letzten Kilometern gab es noch ein schönes Battle mit Lionel Pimpin (CAN). Ich überholte ihn recht flott. Nachdem er gemerkt hatte, dass wir in der gleichen AK sind, überholte er mich zurück und kämpfte vor mir zu bleiben. Kurz nach dem Abzweig zur Verbindungsstrecke zum Ziel hatte ich ihn dann wieder. Er kam dann gut 3 Minuten später ins Ziel.

Das ist das was ich an dem Sport so liebe:
Im Ziel trafen wir uns und beglückwünschten uns gegenseitig und wechselten noch ein paar nette Worte.

Auch wenn ich am Ziel weder meine genaue Gesamtzeit kannte, noch meine amtliche Radzeit, eines war klar, die Radzeit war mega, und auch die Gesamtzeit sehr dicht an der 7 Stunden Marke. Im Ziel (Dismount-Lane) übermannten mich nach dem Abstieg meine Emotionen und die Helfer im Ziel dachten mir wäre etwas passiert. Ich konnte sie aber beruhigen, das alles ok ist.
Auch heute beim Schreiben überkommen mich dabei wieder die Emotionen.

Ruhig und genießend ging ich dann mit dem Rad zum Zielbereich und genoss es sehr.

Die erste konkrete Überraschung war dann die Startschusszeit mit 7:00:14 h. Getoppt wurde diese am Abend durch meine Chip-Zeit von 6:56:28 h.
Ich war einfach nur Mega Happy.

Auch wenn das Schwimmen eine Katastrophe war, war Ende bin ich doch noch nie mit einem Wettkampf so zufrieden wie mit diesem.

Ich hatte viel Spaß

Ich war angekommen

Ich war nicht letzter, weder Gesamt, Männer noch AK.
Ich habe eine der unerreichbaren deutschen Mitstreiter überholt und eine Traumzeit von unter 7h geschafft.
ich habe einen offiziellen Radschnitt von 34,01 km/h bei 180 km Strecke.

Alle Ziele erreicht, was will man mehr.

Herzlicher Dank geht da an meine Familie, die das 2 Jahre lang mitgemacht hat und an Holger sowie ganz besonders auch an Claudia Hille die mich die letzten Monate so intensiv vorbereitet hat. Der intensive Kontakt und Austausch hat ihr mir sehr geholfen.

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